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Haltung zeigen, Zukunft sichern
Fotos: Volker Beushausen

Haltung zeigen, Zukunft sichern

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Laura Tirier

Im Dorstener Bündnis „Dorsten gegen Rechts“ setzen sich alle Generationen für Demokratie ein. Zwei von ihnen stehen nicht nur sinnbildlich an den entgegengesetzten Enden des demografischen Skala, sondern auch für die Vielfalt des Engagements: Ella Tüshaus, 26 Jahre alt, und Ruth Lange, 70 Jahre alt. Sie zeigen, wie der Einsatz für eine offene Gesellschaft Hoffnung macht.

Fünf Jahre ist es her, da gründete Ruth nachdem sie merkte: Zusehen reicht nicht. Inspiriert vom bundesweiten Verein „Omas gegen Rechts“ lud sie Freundinnen ein drei Tage später standen sie mit Plakaten auf dem Marktplatz. Ella Tüshaus ist heute die jüngste Stimme im Bündnis. Als sie vergangenes Jahr die Petition „Dorsten bleibt stabil“ startete, ahnte sie nicht, wie viel Zuspruch sie bekommen würde – inzwischen haben fast 700 Menschen unterschrieben. Ella und Ruth erleben gemischte Reaktionen auf ihre Arbeit. Auf dem Marktplatz erntet man sowohl gereckte Daumen als auch Beschimpfungen. Viele bleiben auch gleichgültig. „Eine Unterschrift ist ein kleiner Schritt – aber viele machen ihn nicht“, sagt Ella und ergänzt: „Was kann denn gerade wichtiger sein als unsere Demokratie?“ Ruth bleibt unbeirrt: „Wir haben Meinungsfreiheit, aber ich warne: Wenn wir nicht aufpassen, werden wir das bitter bereuen.“

Engagement und Gegenwind

Den Impuls, sich politisch zu engagieren, bekam Ella nicht durch lange Debatten am heimischen Esstisch – dort blieb sie meist still, aus Sorge, nicht genug zu wissen. Doch in den letzten Jahren häuften sich die Momente, die ihr Unwohlsein bereiteten. Der entscheidende Auslöser kam unerwartet nah: „Ich war mit dem Pferd unterwegs, und da kamen mir Jugendliche entgegen, die wie auf Sylt zu Gigi D‘Agostino „Ausländer raus!“ sangen, ohne Hemmungen“, erzählt sie. Auch in sozialen Netzwerken sieht sie mit Sorge, wie rechte Ideologien Jugendliche erreichen. Junge Menschen suchten Orientierung – und fänden sie oft dort, wo einfache Antworten geboten werden. Ruth blickt gelassener auf den viel diskutierten Generationenkonflikt: „Es gibt Unterschiede zwischen den Generationen, aber keinen Graben“, sagt sie. „Wir sind eben diejenigen, die auf dem Marktplatz stehen – aber auch in den Schulen passiert viel.“ Was sie eint, ist nicht das Alter, sondern die Überzeugung, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist.

Warum sich der Einsatz lohnt

Auch Ella hat erlebt, dass die Generationen näher beieinander liegen als oft behauptet. „Viele von ihnen haben einfach eine größere Nähe zur Geschichte“, meint sie, während Ruth in Erinnerung ruft, was auf dem Spiel steht: „Ich kenne keine bessere Staatsform als unsere Demokratie. Natürlich stellt sie uns vor Herausforderungen – aber wo ist die Alternative?“ Sie warnt vor den Auswirkungen, wenn Errungenschaften wie Presse- oder Wissenschaftsfreiheit in Frage gestellt werden. „Ich lebe seit 70 Jahren in Frieden. Wir müssen den Menschen bewusst machen, dass das keine Selbstver- ständlichkeit ist.“ Beide Frauen setzen auf Zuver sicht: „Es geht nicht, dass ich jeden Morgen aufwache und denke: Wie schlimm. Ich muss positiv bleiben – für die Zukunft unserer Kinder“, meint Ruth. Für sie steht fest: „Wer die Werte unserer Demokratie für wichtig hält, muss aus der Komfortzone raus.“ Ob die Demokratiebewegung am Ende erfolgreich sein wird? Ella bleibt vorsichtig optimistisch: „Es ist nicht so, dass man von heute auf morgen jemanden überzeugt. Aber manchmal pflanzt man einen Gedanken, und irgendwann trägt er Früchte.“

 

Info
Instagram: @dorstengegenrechts

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